Ernährung bei Krebs

Viele Patienten mit onkologischen Erkrankungen leiden an rapidem Gewichtsverlust. Der Tumor benötigt viel Energie, der Körper zur Abwehr auch. Weiterhin kommt dazu, das Therapien das Allgemeinbefinden sehr schwächen. Demzufolge ist es wichtig, sich ausreichend und ausgewogen zu ernähren. Immer wieder raten Experten dazu, bei festzustellender Gewichtsabnahme alles zu essen und zu trinken, wozu man Lust hat. Andere empfehlen, Zucker teilweise wegzulassen, da Tumorzellen besonders Zucker benötigen. Dennoch herrscht Einigkeit darüber, dass hochkalorische und vitaminreiche Kost optimal ist. Ein weiteres Problem bei Tumorpatienten kann sich dann einstellen, wenn Appetitlosigkeit hinzukommt. Die zwei Hauptfeinde sind Anorexie (Appetitlosigkeit trotz Hunger) und Kachexie (Gewichtsabnahme der Muskulatur). Dem entgegenzuwirken ist eine der wichtigsten therapiebegleitenden Aufgaben.

Allgemeine Ernährungstipps

  • Kleine und dafür mehrere Mahlzeiten (5 bis 7) pro Tag erleichtern die Verdauung.
  • Eine regelmäßige Medikamenteneinnahme ist entscheidend.
  • Alle Enzympräparate sollten sich mit der Nahrung mischen, weswegen sie zum Essen eingenommen werden sollten.
  • Eine ernährungsberatende Unterstützung ist essentiell.
  • Gewichtsabnahme ist in den ersten drei Monaten normal. Dennoch ist eine beständige Kontrolle wichtig.

Mangelernährung

Ein großes Problem tumorerkrankter Patienten ist die Gefahr der Mangelernährung. Man unterscheidet qualitative und quantitative Mangelernährung. Zu ersterer gehören die krankheitsbedingten und ungewollten Gewichtsverluste und der Mangel an gewissen Nährstoffen wie Vitaminen, Eiweißen etc. Die quantitative Mangelernährung stellt sich dann ein, wenn der Bedarf an Kalorien pro Tag größer ist als durch Nahrung dem Körper zugeführt wird. Erschreckend ist die Zahl der Tumorpatienten, die Anzeichen einer Mangelernährung aufweisen. Laut Dr. Gudrun Zürcher, Leiterin der Sektion Ernährungsmedizin und Diätetik an der Medizinischen Klinik der Universität Freiburg, weisen 30 % - 90 % aller Tumorpatienten Mangelernährungserscheinungen auf. Sie konkretisiert diese Zahlen nach Art des Tumors:

Tumorarten und Häufigkeit von Mangelernährung nach Zürcher

Magentumore 65 - 85 %
Bauchspeicheldrüsentumore 80 - 85 %
Speiseröhrentumore 60 - 80 %
Tumore im Hals-Nasen-Ohren-Bereich 65 - 75 %
Lungentumore 45 - 60 %
Darmtumore 30 - 60 %

Gefahr des Nahrungsmangels

Die eigentliche Gefahr der Mangelernährung liegt in der ungünstigen Veränderung der Körperzusammensetzung. So z. B. verliert der Körper an Eiweißen und Muskelmasse. Die Veränderungen des Stoffwechsels und die Schwächung des Immunsystems führen zu weitreichenden Folgen. Begleitende Erkrankungen wie Infektionen können Auslöser schwerer Komplikationen sein. Krebstherapien werden schlechter vertragen und Wundheilungsstörungen treten auf. Manchmal müssen Therapien sogar abgebrochen werden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das schlechte Allgemeinbefinden, was eine große psychische Belastung darstellt. Als schlimmste Folge tritt oft die Tumorkachexie auf, die manchmal zum Tode führt. Die überspitzte Formulierung, dass eine häufige Todesursache bei Tumorpatienten das “Verhungern” ist, ist daher nicht abwegig.

Mangelernährung im Körper

Bestimmte Körperfunktionen sind davon besonders betroffen:
Immunsystem erhöhte Infektanfälligkeit
Muskel- und Skelettsystem Müdigkeit, schnelle körperliche Erschöpfung, Schwäche, gestörte Wundheilung
Haut Haarausfall, trockene und schuppige Haut
Blut reduzierte Funktionstüchtigkeit der roten Blutkörperchen
Herz und Atmung Verschlechterung der Herzleistung, gestörter Herzrhythmus, Bluthochdruck, Schwäche der Atmungsmuskulatur
Körpergewicht Gewichtsverlust
Nervensystem Angst, Depression, Teilnahmslosigkeit, verminderte Konzentrationsfähigkeit

Anorexie

Was bei gesunden Menschen eher dazu führt, ein paar Pfunde zu viel auf den Rippen zu haben, dreht sich bei Tumorpatienten um. Das diätische Hauptziel ist hier die Gewichtszunahme. Essen und Trinken macht in den allermeisten Fällen Freude und verschafft Genuss, gute Laune und ein befriedigendes Gefühl. Von dem Kulturerlebnis und der Geselligkeit ganz zu schweigen. Bei Tumorerkrankungen tritt jedoch oft ein Appetitverlust bis hin zum Ekel vor gewissen Speisen ein. Und das ist meistens auch schon ein ernstes Anzeichen für eine Tumorerkrankung. Es gibt viele Ursachen für diese Erscheinungen. Magen-Darm-Tumore bewirken beispielsweise Durchfall und Erbrechen, was nicht nur die Lust am Essen stört, sondern auch die Angst vor dem Essen steigert. Hier ist die Appetitlosigkeit stressbedingt. Eine andere Problematik ist die Appetitlosigkeit ausgelöst durch die medikamentöse Behandlung während der Chemotherapie. Das Geschmacksempfinden kann gestört oder verändert sein und der Geruchssinn überempfindlich, wodurch ebenfalls Nahrung verweigert wird. Ein Beispiel ist die Tendenz, dass Patienten häufig über einen zu bitteren Geschmack klagen, Süßes jedoch nur unzureichend wahrnehmen. Übelkeit, Erbrechen, Mundtrockenheit und Entzündungen im Mund- und Rachenbereich und Schluckbeschwerden tun das Übrige. Um schon früh die Gefahr dieser Anorexie zu erkennen, bedarf es einer aufmerksamen und beständigen Gewichtskontrolle. Als Richtwert kann gelten, dass ein ungefährer Gewichtsverlust von 5 % des Körpergewichts innerhalb von drei Monaten alarmierend ist.

Geschmacksveränderungen

Leider ist es bisher nicht möglich, gezielt und ursächlich geschmackliche Veränderungen zu behandeln. Dennoch gibt es einige Möglichkeiten, sich ändernde Geschmacksverhältnisse und deren fatale Nebenwirkung der Appetitlosigkeit entgegenzuwirken.

  • Eine typische Abneigung gegen Fleisch, Fisch oder Wurst kann man mit Milchprodukten, Eiern und Tofu begegnen.
  • Extremgeschmackliche Lebensmittel wie sehr süße und sehr bittere Speisen gilt es generell zu vermeiden
  • Die Anregung des Speichelflusses durch Bonbons oder Kaugummis, aber auch durch Getränke wie Zitronenlimonade oder Kräutertees helfen, den faden Geschmack im Mund zu lindern. Mundspülungen mit Salbei etc. können auch kurze Zeit Frische verschaffen
  • Die Vermeidung allzu scharfer Gewürze ist wichtig. Stattdessen ist der Einsatz alternativer Gewürze sinnvoll, beispielsweise Oregano, Basilikum und Rosmarin
  • Um seine Geschmacksänderung zu erfassen, ist es wichtig, viele verschiedenen Lebensmittel auszuprobieren. Wenn etwas gut schmeckt, sollte es auch oft gegessen werden. Hier geht ganz klar die Gewichtszunahme vor der Ausgewogenheit.
  • Immer wieder klagen Tumorpatienten über einen metallischen Geschmack. Hier kann nichtmetallisches Besteck helfen.

Alle Möglichkeiten sollten ausprobiert werden. Die Ernährung spielt eine äußerst wichtige Rolle im Heilungsprozess. Von ihr geht die Energie aus, die der Körper zum Kampf gegen den Krebs braucht. Ein großer Streitpunkt ist immer wieder die Frage, ob die Ernährung nicht auch den Tumor ernähre, weswegen es doch sinnvoll sei, nicht soviel zu essen, um ihn nicht unnötig zu füttern. Denn wie bei jedem Organ oder Gewebe ist auch der Stoffwechsel des Tumors auf Nahrung angewiesen. Dennoch wird er eher alles Gewebe und Körpermasse um sich herum verbrauchen als durch Nahrung zu verkümmern. Daher ist dieser Ansatz gefährlich.

Präventive Ernährung

Immer wieder stellt sich die Frage, ob man mithilfe seiner Ernährungsgewohnheit dem Krebs vorbeugen kann. Viele Hinweise deuten zumindest darauf hin, dass eine ausgewogene Ernährung und Zubereitung der Mahlzeiten das Risiko, an Krebs zu erkranken, senkt. Dennoch gibt es auch Krebsarten, die davon unberührt scheinen. Der Verzehr von Obst und Gemüse wirkt präventiv gegen Tumorbildungen im Mund- und Rachenraum, schützt die Lunge, Magen, Darm und Rektum. Der World Cancer Research Fund (WCRF) ist eine internationale Organisation, die sich genau diese Fragen stellt und die Zusammenhänge zwischen onkologischen Erkrankungen und Nahrungsverhalten erforscht. Ihre Analysen bewerten den Einfluss von Nahrungsmitteln auf einzelne Krebsarten. Die Kategorien sind dabei: “möglich“, „wahrscheinlich“ und „überzeugend“

möglich risikosenkend +
möglich risikoauslösend –
wahrscheinlich risikosenkend ++
wahrscheinlich risikoauslösend ––
überzeugend risikosenkend +++
überzeugend risikoauslösend –––

KREBSORT NAHRUNGSMITTEL BEWERTUNG
Bauchspeicheldrüse Obst und Gemüse ++
Vitamin C, Ballaststoffe +
Rauchen ———
Harnblase Obst und Gemüse ++
Rauchen ———
Kaffee
Brustdrüse Obst und Gemüse ++
Carotinoide, Ballaststoffe +
Alkohol, Fettleibigkeit ——
Fleisch, Gesamtfett
Dickdarm Obst und Gemüse +++
Carotinoide, Ballaststoffe +
Alkohol, Fettleibigkeit ——
Eier, Fleisch, Gesamtfett
Eierstöcke Obst und Gemüse +
Gallenblase Fettleibigkeit
Gebärmutter Obst und Gemüse +
Fettleibigkeit ———
gesättigte Fettsäuren
Gebärmutterhals Obst und Gemüse +
Carotinoide, Vitamin C +
Rauchen ———
Kehlkopf Obst und Gemüse +
Rauchen und Alkohol ———
Leber Obst und Gemüse +
Alkohol ———
Aflatoxinkontamination ——
Lunge Obst und Gemüse +++
Carotinoide ++
Vitamin C, Selen+ undefined
Rauchen ———
Alkohol ———
gesättigte Fettsäuren, Gesamtfett ———
Magen Obst und Gemüse +++
Carotinoide ++
Getreideprodukte, grüner Tee +
Salz, Salzkonservierung ——
Garmethoden, Grillen, Braten
Mundhöhle, Rachen Obst und Gemüse +++
Vitamin C +
Rauchen, Alkohol ———
Nasenrachenraum Salz, Salzkonservierung ———
Rauchen
Niere Obst und Gemüse +
Fettleibigkeit ——
Fleisch, Milchprodukte, Rauchen
Prostata Obst und Gemüse +
Fleisch, Gesamtfett
Schilddrüse Obst und Gemüse +
Jod
Speiseröhre Obst und Gemüse +++
Vitamin C, Carotinoide +
Rauchen, Alkohol ———